Ich wollte mein Abi machen. Stattdessen kämpfe ich ums Überleben.
Ich heiße Lea. Ich bin 19.
Ich komme aus Ostfriesland. Ich war immer ehrgeizig, hatte Träume – ich wollte Lehrerin werden, am liebsten für Deutsch und Geschichte. Ich war gut in der Schule. Ich hatte mein Ziel vor Augen: das Abitur.
Dann kam alles anders.
Im Herbst 2021, ich war gerade 16, ließ ich mich impfen – Biontech, beide Dosen.
Meine Eltern und ich wollten es richtig machen. Für den Schutz. Für die Gemeinschaft. Für die Schule. Für die Oma.
Ich hatte keine Angst, ich war jung und vertraute darauf, dass das schon sicher sei.
Zwei Wochen nach der zweiten Dosis fing es an.
Es war wie ein Schleier, der sich über mein Leben legte. Erst dachte ich, ich hätte einen Infekt. Dann kam das Herzrasen. Schwindel. Taube Beine. Brennende Haut. Ich bekam Panikattacken, konnte plötzlich nicht mehr atmen – zumindest fühlte es sich so an. Ich verlor das Gefühl für meinen Körper, konnte meine Hände nicht mehr richtig spüren, später auch meine Beine nicht.
Ich hörte auf, zur Schule zu gehen.
Ich konnte nicht mehr.
Ich lag Wochen im Bett, dann Monate. Jeder Versuch aufzustehen, endete mit Kreislaufkollaps. Meine Lehrer versuchten, mir Aufgaben zu schicken. Irgendwann kam nichts mehr. Ich glaube, sie wussten nicht, wie sie mit mir umgehen sollten. Freunde meldeten sich immer seltener. Einige dachten wohl, ich hätte keine Lust mehr auf Schule.
Die Ärzte?
Zwei Jahre lang bin ich durch Arztpraxen geschickt worden wie ein Paket ohne Adresse. Ein Internist meinte, ich solle mehr Wasser trinken. Eine Psychiaterin sagte, ich sei wohl überfordert vom Schulstress. Der Begriff „PostVac“ fiel nirgendwo – jedenfalls nicht ernsthaft.
Wir haben dann selbst alles in die Hand genommen. Privatärzte, Spezialkliniken, Blutuntersuchungen, Autonomietests.
Alles auf eigene Kosten. Über 12.000 Euro haben meine Eltern bisher bezahlt – meine Mutter hat dafür sogar ihre Arbeitszeit reduziert. Die Krankenkasse hat keine dieser Behandlungen übernommen.
Diagnose?
POTS. Dysautonomie. Chronische Fatigue. Nervenschäden.
Und ja – eine klare Korrelation zur Impfung. Das sagten uns gleich mehrere Ärzte.
Nur: offiziell interessiert das niemanden.
Ich habe bis heute kein Abitur.
Ich habe keinen Abschluss.
Ich habe keine Freunde mehr, mit denen ich lachen kann.
Ich gehe kaum noch raus. Manchmal schaffe ich es mit Hilfe meiner Mutter in den Garten,
aber nie allein. Meine Welt ist klein geworden. Still. Und oft voller Angst.
Man hat mir gesagt, das seien „Einzelfälle“.
Aber wenn ich online gehe, sehe ich hunderte andere, die genauso kämpfen wie ich.
Ich bin kein Einzelfall. Ich bin nur eine von vielen, die niemand sehen will.
Ich hätte jetzt in diesem Sommer mein Abitur gefeiert.
Stattdessen feiere ich, wenn ich es schaffe, 30 Minuten zu sitzen, ohne zusammenzubrechen.
Ich wünsche mir, dass wir gesehen werden. Dass man nicht länger so tut, als wäre nichts passiert.
Ich wünsche mir, dass andere Jugendliche nicht das durchmachen müssen, was ich erlebt habe.
Und ich wünsche mir, dass jemand zuhört. Und endlich hinsieht.
Denn ich wollte leben.
Jetzt kämpfe ich. Jeden. Einzelnen. Tag.