Vom Leben abgeschnitten – mein Alltag mit dem Post-Vac-Syndrom
Mein Name ist Daniel Mertens, ich bin 42 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Ich lebe mit meiner Familie in Bad Segeberg, wo ich bis vor zwei Jahren als selbstständiger Veranstaltungstechniker gearbeitet habe – ein Beruf, der mich mit Freude erfüllt hat. Ich war ständig unterwegs, habe Bühnen aufgebaut, Licht und Ton gemacht, das war mein Leben. Doch heute kann ich kaum eine Treppe steigen, ohne das Gefühl zu haben, mein Körper bricht zusammen.
Meine Krankengeschichte begann im Sommer 2021, zwei Wochen nach meiner zweiten Covid-19-Impfung mit dem Impfstoff Comirnaty (BioNTech/Pfizer).
Zunächst waren es grippeähnliche Symptome, dann Herzrasen, Muskelschmerzen, ein inneres Zittern. Ich konnte plötzlich nicht mehr richtig schlafen – wenn ich einschlief, schreckte ich nach wenigen Minuten mit Panikattacken hoch. Mein Hausarzt meinte, das sei psychosomatisch, ein bisschen Stress. Ich solle mich ausruhen. Aber die Symptome wurden schlimmer.
Innerhalb weniger Wochen war ich arbeitsunfähig.
Ich bekam neurologische Ausfälle: Taubheitsgefühle in den Händen, Sehstörungen, Wortfindungsstörungen. Mein Herz schlug manchmal ohne ersichtlichen Grund wie wild. Ich war mehrfach in der Notaufnahme – EKG, Blutwerte, alles »in Ordnung«. Ich wurde weitergereicht, von einem Facharzt zum nächsten. Immer wieder der gleiche Satz: »Da ist nichts zu finden.« Doch ich wusste, dass etwas nicht stimmte.
Schließlich suchte ich selbst nach einer Erklärung – und stieß auf den Begriff „Post-Vac-Syndrom“.
Endlich fühlte ich mich nicht mehr allein. Es gab andere wie mich. Menschen, die nach der Impfung erkrankten und ähnliche Beschwerden schilderten. Ich versuchte, einen Termin bei einem Spezialisten zu bekommen – sechs Monate Wartezeit. Als ich dort endlich war, wurde meine Vermutung bestätigt. Doch eine klare Diagnose, die anerkannt wird? Fehlanzeige. Die Kasse übernimmt nichts, kein Arzt will etwas bescheinigen, was »nicht eindeutig belegt« ist.
Heute lebe ich von der Erwerbsminderungsrente.
Ich habe mein Unternehmen aufgegeben. Freunde haben sich abgewendet, weil sie denken, ich hätte eine psychische Krise. Selbst meine Frau war kurz davor, mich zu verlassen, weil sie nicht wusste, wie sie mit dem »neuen Daniel« umgehen sollte. Unsere Kinder verstehen nicht, warum Papa nicht mehr mit ihnen spielen kann. Ich habe Tage, da schaffe ich es nicht einmal, mich anzuziehen. Jeder Schritt kostet Kraft.
Was mir geblieben ist, ist das Gefühl, im Stich gelassen zu sein.
Von der Politik. Von der Medizin. Von einem Gesundheitssystem, das wegsieht, wenn Menschen zwischen die Raster fallen. Ich habe mich impfen lassen, weil ich Verantwortung zeigen wollte. Heute zahle ich mit meinem Leben. Nicht weil ich tot bin – sondern weil ich nicht mehr richtig lebe.
Warum ich meine Geschichte erzähle?
Weil es da draußen viele gibt, denen es ähnlich geht. Und weil wir gesehen werden müssen. Wir sind keine Einzelfälle. Wir sind Menschen mit Namen, mit Familien, mit Geschichten. Und wir verdienen Hilfe. Sichtbarkeit. Und Gerechtigkeit.